In „Essensfälscher“ beschreibt Thilo Bode die systematische Täuschung und Irreführung der VerbraucherInnen durch die Lebensmittelindustrie.
Statt sicheren Lebensmitteln gibt es „Fitness“-Produkte, die fett machen und für unsere Kinder „gesunde“ Zwischenmahlzeiten, die statt „locker und leicht“ zu sein, zum größten Teil aus Zucker bestehen.
Der Autor ist ehemaliger Geschäftsführer von Greenpeace und nun Geschäftsführer und Gründer der Nichtregierungsorganisation Foodwatch e.V., die sich mit Verbraucherrechten und Lebensmittelqualität auseinander setzt.
Irreführung der Verbraucher
Liest sich das Buch auch leicht und flüssig, haben die LeserInnen am Inhalt länger zu kauen: Bode stellt Werbestrategien und Verbrauchertäuschungen der Lebensmittelkonzerne vor und erklärt, warum wir uns nicht mehr auf Lebensmittel „aus der Region“ (diese werden nur dort hergestellt, stammen aber aus ganz Europa) oder „Bio“ (Apfel-Limonade besteht nicht aus Äpfeln, sondern nur aus Aromen) verlassen können. Er beschreibt die Diskrepanz zwischen Namen und Inhaltsstoffen bei vielen Produkten, deckt versteckte Preiserhöhungen durch veränderte Verpackungsgrößen auf und weist auf Schein-Qualität durch verbilligte Füll- und Ersatzstoffe hin.
Lobby ist zu groß
Doch Essen ist „Big Business“. Das Werbebudget der Lebensmittelbranche ist mit 2,8 Milliarden Euro höher als das der Automobilbranche. Die Hersteller versuchen alles, um die hohen Zucker- und Fettanteile in ihren Produkten zu verschleiern. Statt ihrer Bringschuld für transparente, eindeutige Informationen nachzukommen, beziehen sich die Nährwertangaben der einzelnen Hersteller auf völlig unterschiedliche und unsinnige Mengenangaben, wie eine Handvoll Chips oder eine halbe Tiefkühl-Pizza.
Lebensmittel oder Arznei?
Erfindungen wie „Functional Food“, das gesundheitliche Wirkungen verspricht und Slogans in den Köpfen der Leute festsetzt, werden als Neuheiten verkauft. Beispiele hier für sind „ Actimel - gut gegen Abwehrkräfte“ (nachweislich keine besseren Wirkungen als z.B. Naturjoghurt) und „Becel – cholesterinsenkend“, was für Kinder sogar auf Dauer gesundheitsgefährdend sein kann. Desweiteren gibt es sogenanntes „Brain-Food“ gegen Alzheimer, Kaugummi gegen Schweißgeruch oder Schokolade gegen Akne.
Schwindendes Vertrauen
Das Vertrauen der VerbraucherInnen schwindet immer mehr, das zeigt auch das aktuelle Beispiel des Dioxin-Skandals in Deutschland. LeserInnen dieses Buches werden beim nächsten Besuch im Supermarkt aufmerksamer sein, vielleicht kann es auch ihre Essgewohnheiten ändern. Das Buch macht deutlich, dass es höchste Zeit für eine Auflösung der Lobby der Lebensmittelkonzerne ist. Es geht darum, sich gegen Irreführungen zu beschweren und auf die bestehenden Missstände aufmerksam zu machen.
Politik ist gefordert
Selbst Massenmedien wie „BILD“ und „Spiegel“ haben schon Kampagnen gegen Lebensmitteltäuschungen gestartet und reagieren langsam auf die immer stärker werdenden Forderungen der VerbraucherInnen. Nur die Politik konnte sich bisher nicht gegen die Lebensmittellobby auf die Seite der VerbraucherInnen schlagen und zum Beispiel die Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln und eine umfassende Herkunftskennzeichnung gesetzlich einführen. Damit hätten die Menschen die Chance, ihr Bewusstsein für Ernährung zu ändern und die Hersteller würden der Verantwortung unserer Kinder gegenüber gerecht werden.
Am 18.04.2011 erschient diese Rezension auf global2000.at.
Warum ist die Suchmaschine grüner als andere? GLOBAL 2000 hat sich bei der "grünen" Suchmaschine Ecosia umgehört und mit Jana Kroll gesprochen.
Am 11.03.2011 erschien mein Interview mit Jana Kroll auf global2000.at.
Immer mehr Länder verbannen den billigen Umweltsünder „Plastiksackerl“ aus ihrem Alltag. Österreich zeigt bis jetzt wenig Initiative.
Die Regierung Bangladeschs hat bereits vor zehn Jahren verwirklicht, was inzwischen immer mehr Länder der Welt tun: Sie hat das Plastiksackerl gesetzlich verboten und damit aus dem öffentlichen Leben verbannt. Seit Jahresbeginn sind die Kunststofftaschen auch aus italienischen Supermärkten verbannt. Nun greift die Debatte zum Plastiksackerl-Verbot auch auf Österreich über.
Bis zu einer Billiarde Plastiksackerl werden jährlich hergestellt, das sind über eine Million pro Minute. Jedes davon wird nur durchschnittlich 12 Minuten benutzt, bevor es auf der Mülldeponie oder in der Umwelt landet, wo es 100 bis 400 Jahre braucht um in sandkorngroße Teile zu zerfallen. Gänzlich auflösen kann sich das Plastik nicht. Allein in Österreich werden jährlich etwa 350 Millionen Plastikbeutel verbraucht.
Entsorgung problematisch
Die Herstellung des Kunststoffsackerls benötigt Erdöl, Energie und Wasser und belastet die Umwelt. Die Entsorgung der Sackerl ist problematisch. Verbrennen lässt sich das Material nicht gefahrlos. Dabei können je nach Zusatzstoffen klimaschädliche und giftige Substanzen wie Formaldehyd und Phenole freigesetzt werden. Was fast keiner weiß: entsorgt wird der Kunststoff vor allem in den Ozeanen. Es wird kaum darüber gesprochen, dass sich in den Weltmeeren riesige Plastikinseln und Müllstrudel befinden! Mehr als sechs Millionen Tonnen Plastik bilden im Meer schwimmende Müllhalden, setzen sich auf den Meeresböden ab oder verschmutzen die Küsten. „Es gibt keine Rechtfertigung mehr, Einwegsackerln irgendwo zu produzieren“, sagt Achim Steiner, Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP.
Kampf den Plastiksackerln
Einige Länder haben die Dringlichkeit des Problems erkannt und erste Lösungsstrategien zur Einschränkung des Plastikwahns entwickelt. In San Francisco beispielswiese dürfen seit März 2007 in großen Supermärkten nur noch Stoff- oder Papiertaschen ausgegeben werden. Verstöße werden mit Geldstrafen geahndet. Seitdem spart die Stadt rund fünf Millionen Plastiksackerl pro Monat ein. Viele US-Städte - darunter Los Angeles, Boston, Portland, Seattle und Phoenix - wollen diesem Beispiel folgen. Auch in Australien, China, Eritrea, Tansania, Wales und Spanien gibt es Verbote oder Steuern auf Plastiktüten. Desweiteren wurden in Rwanda, Taiwan, Singapur, Israel, West-Indien, Botswana, Kenia, Tanzania und Süd-Afrika Kampagnen gestartet, um Plastiksackerl zu verbieten.
Irland spart schon
Seit März 2002 gibt es in Irland eine Steuer von 15 Cent pro Einmal-Plastiksackerl. In den ersten fünf Monaten der Steuer hat die Regierung laut BBC 3,5 Millionen Euro eingebracht. Die Einnahmen sollen Umweltprojekten zu Gute kommen. Der Verbrauch wurde um 90 Prozent gesenkt, im ersten Viertel des Jahres nach der Einführung wurden nur 23 Millionen Sackerl ausgegeben. Das sind 277 Millionen weniger als zuvor.
Sammelbehälter
In New York will der Stadtrat die Geschäfte verpflichten, spezielle Sammelbehälter aufzustellen, um die Plastiksäcke sammeln und besser recyceln zu können. Auch europäische Großstädte, wie London und Paris, ziehen inzwischen in Erwägung, den Verbrauch von Plastikbeuteln einzudämmen.
Österreich
In Österreich sind bisher keine derartigen Aktionen geplant, obwohl laut Umweltministerium jährlich 7000 Tonnen Plastiksäcke in den Umlauf gebracht werden. Davon werden jährlich sogar rund 700 Millionen importiert. Die Säcke legen im Durchschnitt 30.000 Kilometer zurück, um nach kurzer Verwendung gleich wieder weggeworfen zu werden.
Aufklärung wichtig
Ein Verbot von Plastiksackerln hat sich auf EU-Ebene noch nicht durchgesetzt und ist somit weder in Italien noch Frankreich gesetzeskonform. Supermarktketten lenken erste Maßnahmen zur Reduktion der leichten, billigen Umweltgefahr ein. Doch es ist unbedingt notwendig, in viel größerem Maße auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Film „Plastic Planet“ ist ein Anfang, um die Menschen schonungslos mit der Realität vertraut zu machen. Wenn wir wirklich etwas gegen die alltägliche Plastikflut unternehmen wollen, ist ein radikales Umdenken gefordert. Und zwar von allen. Politik und Industrie müssen dringend Zeichen setzen, aber auch jeder Einzelne sollte seinen Plastikkonsum reduzieren.
Am 14.01.2011 erschien mein Bericht über Plastik auf global2000.at.
In Zeiten von Imitat-Käse und Dioxon-Skandal ist Grimms Buch erschreckend aktuell. Wenngleich einige Zahlen und Fakten inzwischen etwas älter sind, hat sich in den letzten 15 Jahren viel zu wenig getan.
In Zeiten von Imitat-Käse und Dioxon-Skandal ist Grimms Buch erschreckend aktuell. Wenngleich einige Zahlen und Fakten inzwischen etwas ält er sind, hat sich in den letzten 15 Jahren viel zu wenig geändert. Aus diesem Grund ist es weiterhin nötig, Aufklärungs-Bücher - wie aktuell auch „Die Essenfälscher“ von Thilo Bode - zu schreiben.
Geheime Aroma-Fabriken
Der Journalist und Autor Hans-Ulrich Grimm recherchierte als Spiegel-Redakteur jahrelang in der Nahrungsmittelindustrie. In seinem Buch beschreibt er anschaulich die Geschichte der Aroma-Entwicklung und die geheime Arbeit der großen Aroma-Firmen etwa in Holzminden oder New York.
Wunderbare Welt des künstlichen Geschmacks
Aromen werden zur Aufwertung geschmackloser Produkte genutzt, Verbraucher getäuscht und mit der Illusion von natürlichen Zutaten durch Bilder von Früchten oder glücklichen Tieren „gefüttert“. Die Geschmacksmanipulationen sind fast unsichtbar, Aromen benötigen nur unvorstellbar kleine Mengen chemischer Substanzen. Der Verbraucher bekommt nicht nur Obst- und Gemüse-Imitate, sondern auch Aromen fertiger Speisen, wie Hamburger- oder Pasta-Aroma. Auf dem Etikett stehende, „natürliche“ Aromen bezeichnen lediglich Aromen aus natürlichen Stoffen, wie zum Beispiel das aus Sägespänen gewonnene Erdbeer-Aroma.
Geduschtes Fleisch
Früher diente das Räuchern von Fleisch dazu, es länger haltbar zu machen, heute, in Zeiten von Konservierungsstoffen, ist dies nicht mehr nötig. Da das Raucharoma jedoch so beliebt ist, wird das Fleisch mit Chemikalien „abgeduscht“, damit es rauchig schmeckt. Sprühgetrocknetes Fleisch ist in Deutschland nicht zugelassen, allerdings erhalten die Firmen dafür oft Ausnahmeregelungen.
Gefährliche Mixturen
Der Autor skizziert auch die Ohnmacht der staatlichen Kontrolleure. Die genauen Rezepturen, oder besser Aroma-Mixturen, sind nur sehr mühsam erkennbar. Dabei mögen die Aromen einzeln vielleicht relativ ungefährlich und getestet worden sein, zusammengemischt sind die Wirkungen jedoch unbekannt. Die Mischung der verschiedenen Chemikalien, die wir tagtäglich aufnehmen, kann in Verbindung mit Rückständen von Antibiotika, Pestiziden und Schwermetallen zu krebsauslösenden Erbgutschäden führen.
„Codex Alimentarius“
Es gibt nur eine einzige „Kontroll-Behörde“, die staatliche Richtlinien, wie Hygiene-Vorschriften und Gift-Grenzwerte festlegt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das ist die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO, deren „Codex Alimentarius“ seit 1962 existiert.
Dick und mangelernährt
Grimm bezeichnet die Emanzipation von natürlichen Rohstoffen und deren Nutzen als „Industrialisierung des Geschmackes“. Laut dem Autor leben wir im Zeitalter der „künstlichen Natürlichkeit“, in dem es Geheimcodes für Inhaltsstoffe gibt und es wichtiger ist, endlose Mengen an Essen zu sichern, als auf den Nährwert zu achten. Durch industriell gefertigte Lebensmittel treten selbst bei übergewichtigen Menschen Mangelerscheinungen auf. Wir essen einfach weiter, da wir durch sogenannte „Null-Nahrung“, wie Geschmacksverstärker, Emulgatoren und Aromen nicht satt werden.
Vermisstes Umdenken
Grimm erhoffte sich schon damals durch das aufkommende Misstrauen der Verbraucher eine Wende - statt verdauungsförderndem und intelligenzschärfendem Fertig-Essen, natürliche und nachhaltige Produkte. Dieser Prozess geht jedoch nur schleppend voran…
Am 04.05.2011 erschien meine Rezension zu Hans-Ulrich Grimms Buch: Die Suppe lügt – die schöne, neue Welt des Essens aus dem Jahre 1997 auf global2000.at.